Tagebuch - Northland (14. - 24. Februar)

Am 14. Februar habe ich mich vorerst von Auckland verabschiedet und bin mit Tim nach Norden ins Northland gefahren. Das ist der gesamte Teil der Nordinsel der sich nördlich von Auckland befindet. Sinnvoll, gelle?

Da Tim's Sprachkurs nun auch vorbei war und er auch zuerst in den Norden wollte, haben wir uns einfach zusammengetan und sind an der Ostküste entlang zur Bay of Islands gefahren. Zwischendurch haben wir in Whangerei (sprich: Fangerei), der größten Stadt im Northland haltgemacht und uns ein bisschen umgeschaut. Naja, ist wirklich relativ klein alles.

Weiter nördlich haben wir eine Glowworm Cave entdeckt und haben kurzerhand einen Abstecher dorthin gemacht. Edward, der nette Maori-Guide in dessen Familienbesitz die Höhle seit 300 Jahren ist, hat uns durch die relativ kleine Höhle geführt.

Es gab diverse Kalksteingebilde zu sehen in die er dann immer irgendwelche Figuren hineininterpretiert und Geschichten dazu erzählt hat. Außerdem haben wir natürlich auch Glühwürmchen gesehen. Total faszinierend. Es sind keine Glühwürmchen wie die Insekten in Europa sondern eher spinnenähnliche Tiere (arachnocampa luminosa). Das was man als Glowworm sieht sind die Larven. An ihrem Hinterteil haben sie ein Licht-produzierendes Organ. Sinn des Leuchtens ist es Futter (Insekten) anzulocken. Je heller das Licht desto hungriger ist die dranhängende Larve. Wenn sie erwachsen werden sind sie Moskito-ähnlich, haben aber keinen Mund. Also leben sie nur noch ein paar Stunden um sich paaren zu können. Insgesamt leben sie so zwischen 6 und 12 Monaten, abhängig von der Futtersituation.

Auf der Strecke zwischen Whangerei und Paihia (in der Bay of Islands) gab es dann noch eine kleine Attraktion die wir dank vorherigen Studiums des Lonely Planets entdeckt haben. In einem kleinen Ort namens Kawakawa hatte sich in den 70er Jahren ein gewisser Herr Friedensreich Hundertwasser niedergelassen und es sich nicht nehmen lassen, etwas in seinem einzigartigen künstlerischen Stil zu designen. Es handelt sich hierbei um öffentliche Toiletten, die wir natürlich benutzt und ausgiebig fotografiert haben:

Abends haben wir uns im Hostel Mousetrap niedergelassen und ersteinmal eine BBH-Clubkarte erstanden, die es uns ermöglicht in den über 300 BBH-Hostels in Neuseeland günstiger zu pennen. Gute Sache das. Und außerdem als Prepaid-Telefonkarte zum nach Hause telefonieren verwendbar.

Am nächsten Tag sind wir ersteinmal durch Paihia gelaufen. Eine Touristenhochburg. Alles nicht gerade billig, diverse Einkaufsmöglichkeiten und Cafés / Bars. Bis tief in die Nacht irgendwelche Parties. Nicht ganz so mein Geschmack. Aber da wir für den nächsten Tag einen Segeltörn in der Bay gebucht hatten sind wir noch eine Nacht länger geblieben. Im Mousetrap war es ja auch ziemlich gemütlich, auch wenn es für meinen Geschmack schon fast wieder zu groß ist für ein Hostel. Ich mag eher so die kleineren wo man eher mal Leute kennenlernt und nicht alles relativ anonym abläuft.

Paihia ist ganz in der Nähe von Waitangi, einem geschichtsträchtigen Ort dem wir natürlich auch einen Besuch abgestattet haben. Hier wurde am 6. Februar 1840 der Vertrag zwischen den Maori und Ihrer Majestät Queen Victoria gemacht. Seit diesem Tag existiert Neuseeland - jetzt also gerade mal 164 Jahre alt. Interessanterweise gab es von dem Vertrag zwei Versionen, die in maori und die englische Version waren nicht hundertprozentig identisch. Natürlich hat man die Maori mal wieder über's Ohr gehauen. Nun gibt es jedes Jahr am Waitangi Day Demonstrationen der Maori die mit dem Vertrag nicht einverstanden sind. Schließlich haben die Engländer den Maori auf Grundlage des Vertrages den größten Teil Ihres Landes für nen Appel und 'n Ei abgekauft.

Am nächsten Tag haben wir unseren Segeltörn in der Bay gemacht. Es gibt ja dutzende Anbieter, aber wir haben uns für ein relativ kleines Boot (die Freewind) entschieden. Leider war das Wetter morgens noch sehr wolkenverhangen. Aber als wir mittags vor der Robertson-Insel geankert haben und mit den Kajaks ans Ufer gepaddelt sind, klarte es auf. Wir sind dort auf den höchsten Punkt der Insel geklettert von wo aus man einen recht netten Blick über die Bay hatte. Auf der Rückfahrt wurde es auf einmal sehr windig, so dass wir mit ziemlicher Schräglage gesegelt sind. Man mußte wirklich aufpassen, nicht von Bord zu gehen...

Nach Paihia sind wir weiter nach Norden gefahren wo wir ein paar Nächte in einem gemütlichen kleinen Hostel (North Wind Lodge) in der Nähe der Henderson Bay verbracht haben. Von dort aus sind wir zum 90-Mile-Beach, ein tatsächlich sehr langer aber auch flacher Strand. Man läuft sich nen Wolf bis zum Wasser und einen weiteren im Meer um ins tiefere Wasser zu kommen. Allerdings war es durch die Länge des Strandes sehr windig so dass wir doch nicht baden gegangen sind. Viele Leute fahren auch mit dem Auto am Beach entlang - es wird einem aber überall davon abgeraten, da manchmal der Sand sehr locker ist und man steckenbleiben kann. Manche Autos sind auch schon im Sand untergegangen. Das Risiko war mir dann doch zu hoch (zumal ich keinen Geländewagen habe) und bin nur ein paar Meter am Strand gefahren. Ich wäre ja gerne mit so'nem Strandbuggy da langgeheizt, aber das war mir zu preisintensiv.

Natürlich waren wir auch am nördlichsten Punkt der Nordinsel, am Cape Reinga. Die letzten 20 km bis dorthin waren dann Schotterstraße. Und im Gegensatz zu Europa, wo man an solcher Stelle sicherlich einen oder gar mehrere Imbiß-Stände vorfinden würde, gab es dort nichts. Nur das Meer, einen Leuchtturm und einen Parkplatz. Für die Maori ist es ein heiliger Ort, dort verlassen die Seelen die Erde auf dem Weg in die Unterwelt. Außerdem fließen dort das Tasmanische Meer und der Südpazifik ineinander, was man sogar sehen kann.

Eine Aktivität die wir unbedingt machen wollten war Sandboarding. Also haben wir uns kurzerhand für 10 Dollar für 4 Stunden Sandboards ausgeliehen und sind damit in die Dünen gefahren. Das anstrengendste dabei war die Dünen hinaufzuklettern - manche waren wirklich ziemlich hoch und steil. Beim Runterrasen der Düne auf dem linken Foto hab ich mich auch ziemlich auf die Fresse gepackt da ich dummerweise nicht rechtzeitig abgesteigen bin. Ganz schöner Affenzahn mit dem man da runter saust...

Nach ein paar entspannenden Tagen sind wir weiter an die Westküste, nach Opononi wo wir im Hostel House of Harmony übernachtet haben. Von dort aus haben wir einen Ausflug in den Kauri-Wald gemacht. Das sind die ältesten und größten Bäume hier in Neuseeland. Der größte, Tane Mahuta (God of the Forest) ist knapp 52 Meter hoch, hat einen Umfang von knapp 14 Metern und ist angeblich an die 2000 Jahre alt. Wenn man sich mal vorstellt was der schon alles gesehen hat. Wahnsinn. Allerdings hatte ich mir einen kompletten Wald bestehend aus diesen Baumriesen vorgestellt. Es waren aber dank der vielen Abholzungsaktionen (Kauri-Holz ist sehr beliebt) nur noch ein paar vereinzelte übrig. So zum Beispiel auch die Four Sisters, vier Kauris die auf engstem Raum nebeneinander wachsen.

Interessanterweise haben diese riesigen Bäume aber sehr empfindliche Wurzeln so daß die Bereiche um die Bäume für Touristen abgesperrt waren. Auf dem Foto links kann man bei dem von einem Sturm entwurzelten Kauri das Wurzelgehölz sehen. Geht wirklich nicht sehr tief in die Erde hinein. Denkt man gar nicht wenn man diese großen Bäume sieht.


Am 21. Februar hab ich Tim in Paihia wieder abgeliefert da er zurück nach Auckland mußte und bin mit der Fähre in einen kleinen malerischen Ort namens Russell gefahren wo ich dann im Hostel Wainui genächtigt habe. Anschließend bin ich mal wieder an wie Westküste, nach Kaihu wo ich eine Nacht im Kaihu Farm Hostel verbracht habe. Dort in der Nähe waren die Kai Iwi Lakes, wunderschön gelegen, glasklares Wasser und nur sehr wenige Leute, wo ich mich mal ein wenig von dem ständigen Rumgereise entspannen konnte.

Dann ging es weiter nach Süden, mit Aufenthalt im Kauri-Museum welches sehr umfangreich aber nach meinem Ermessen etwas unstrukturiert die Geschichte der Kauris und insbesondere deren Abholzung und Verwendung erklärt hat. In Dargaville habe ich im Greenhouse Hostel geschlafen, eine umgebaute Dorfschule. Sehr nett gemacht, allerdings ist die Stadt selbst nicht erwähnenswert. Ist nur ein kleines Kaff.

Der Abwechslung wegen bin ich dann wieder einmal an die Ostküste gefahren (Neuseeland ist da oben ja sehr schmal, so dass das nicht so ein Problem ist) und habe in Waipu im von vielen Backpackern hochgelobten Ebb & Flow Backpackers gewohnt. Ist auch wirklich eine sehr familiäre Atmosphäre dort. Das Wetter wurde dann aber schlechter und ich bin wieder zurück nach Auckland gefahren, wo ich während des Sturms nochmal für ein paar Tage bei John untergekommen bin.

Von Auckland habe ich mich am 1. März nach Coromandel aufgemacht.

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